MENU
Jetzt spenden
Header image

Barry News 05/2021


Sozialhündin Xénia hilft Dominique ins neue Leben

Bilder : © Joël Najer / SPZ

Seit mehreren Jahren besuchen die Sozialhunde der Fondation Barry Patienten im Schweizer Paraplegikerzentrum in Nottwil (LU) und helfen ihnen auf dem Weg zur Selbständigkeit. Die Barry News durfte Xénia bei einem Einsatz begleiten und lernte dabei auch die besondere Geschichte von Dominique kennen.

image

Schweizer Paraplegikerzentrum, 1. Stock, Abteilung Physio- und Ergotherapie – schon aus einigen Metern Entfernung höre ich fröhliche Stimmen, die jemanden begrüssen. „Hallo Xénia! Schön, dass du wieder da bist.“ Um den tierischen Besucher haben sich einige Therapeutinnen und Patienten gruppiert. Xénia geniesst die Aufmerksamkeit und die Streicheleinheiten, die ihr von allen Seiten zuteilwerden. Die dreijährige Bernhardinerhündin ist ausgebildet für Einsätze im sozialen Bereich und assistiert zusammen mit ihrem Hundeführer Koni Seiler mehrere Male pro Monat in dieser renommierten und international anerkannten Spezialklinik für Querschnitt-, Rücken- und Beatmungsmedizin bei der Physio- und Ergotherapie. Ich darf Xénia bei einer Therapieeinheit begleiten. Wie Xénia weiss auch ich nicht, was mich erwarten wird. Sie scheint jedoch ganz entspannt und unbeeindruckt von der Grösse dieses Zentrums mit knapp 1370 Beschäftigten, 204 Betten und rund 1170 stationären Behandlungen pro Jahr. Nach einer kurzen Vorbesprechung rollt die junge Patientin auch schon an. Die Grösse der Bernhardinerhündin ist ideal für Menschen im Rollstuhl – sie verfügt über die perfekte „Streichelhöhe“, ohne dass sich die Patienten nach vorne bücken oder strecken müssen. Dominique und Xénia kennen sich bereits. Die Freude über das Wiedersehen ist gross und die Vertrautheit sofort spürbar. „Mein Grossvater hatte einen Dackel, meine Familie einen pyrenäischen Hirtenhund und ich ging in meiner Kindheit oft mit Hunden aus dem Tierheim spazieren. Daher hatte ich schon immer einen engen Kontakt zu diesen Tieren“, wird mir Dominique später erzählen. „Wie aber eine Therapie mit einem solch grossen Hund wie einem Bernhardiner funktionieren würde, das konnte ich mir nicht vorstellen.“

Vertrauen und Motivation dank Xénia

Seit fünf Monaten lebt Dominique nun im Schweizer Paraplegikerzentrum (SPZ). Nach zwei Monaten Aufenthalt schlug ihr die Physiotherapeutin vor, eine hundegestützte Therapie zu absolvieren und damit Xénia kennenzulernen. „Eine solche Therapie ist ein absoluter Genuss, die Zeit vergeht wie im Flug mit diesen lieben Tieren. Zudem mache ich teilweise Dinge, die ich mir in den nicht hundegestützten Therapien zuvor nicht zutraute.Tatsächlich werde ich in der heutigen Therapiestunde Zeugin davon, was Dominique damit meint. Gleich zu Beginn der Einheit schlägt ihr die Physiotherapeutin vor, Xénia heute mal auf dem Boden sitzend zu bürsten. Dominique wurde nach einem Suizidversuch zur Paraplegikerin. Ihre Wirbelsäule ist seit diesem Zeitpunkt im Bereich des Lendenmarks verletzt, sie spürt ihre Beine, nicht jedoch ihre Zehen und Fusssohlen. Sich aus dem Rollstuhl zu heben und in Etappen auf den Boden zu setzen, erfordert Technik, Kraft und Wille. Die erwartete Belohnung spornt Dominique offenbar an und sie schafft den Kraftakt. „Der Hund ist einerseits eine Ablenkung von der Anstrengung. Andererseits hinterfragt man die Übung gar nicht, da es einfach logisch ist, sich zum Hund auf den Boden zu setzen.“

Xénia dankt Dominique für ihre Mühen, indem sie sich sofort zu ihr legt und sich an sie kuschelt. Für Dominique beginnt nun die eigentliche Aufgabe: Sie soll Xénia am ganzen Körper bürsten. Dabei muss sie sich ordentlich strecken und ihre Position zeitweise ändern, um mit der Bürste bis an Xénias Rutenspitze zu gelangen. Auf natürliche Art und Weise trainiert sie so ihre Rumpfstabilität, ihr Gleichgewicht und die Beweglichkeit ihrer Arme, während Xénia von Zeit zu Zeit zufrieden zu ihr aufblickt. Dominique wird später noch beifügen, dass solche intensiven Momente insbesondere auch dem Gemüt guttun.

Im zweiten Teil der Therapie geht’s spielerischer zu und her: Dominique versteckt in einer von vier kleinen Boxen ein Leckerli für Xénia, währenddessen die Hündin ein paar Schlucke aus ihrem Napf trinkt. Ohne Anstrengung für Dominique funktioniert aber auch diese Übung nicht: Um das Tablett mit den Plastikschächtelchen auf dem Boden zu platzieren, muss sie sich auf dem Bett sitzend weit nach vorne beugen und sich gleichzeitig mit der freien Hand abstützen. Das Leckerli ist von Xénia schnell gefunden und so bleibt Zeit, die Übung noch ein paar Male zu wiederholen.

image

Sichtbare Fortschritte

Dominique hat die Möglichkeit, aus einer Vielzahl von Therapien und Kursen auszuwählen, das Angebot des SPZ reicht von Physio- und Ergotherapie über Sport wie Schwimmen und Bogenschiessen zu handwerklichen Arbeiten in der Werkstatt bis zu Kunst und Sprachen lernen. Xénia ist dabei ein Puzzleteil im grossen Ganzen, das Dominique in Richtung Selbständigkeit führen soll. „Im Gegensatz zu den anderen Therapien hatXénia für mich jedoch eine emotionale Bedeutung. Mit ihrwurden meine Fortschritte sichtbar. Da jeweils eine gewisseZeitspanne zwischen den Wiedersehen lag und sie sich zudemmanchmal nicht genau dorthin bewegte, wo es fürmich günstig und gut erreichbar gewesen wäre, wurden mirmeine Fortschritte in der Mobilität vor Augen geführt.“

Die Physiotherapeutin scheint auch heute zufrieden mit Dominiques Erreichtem. Sie hingegen ist traurig, da es ihre letzte Therapiestunde mit Xénia war und sich die beiden nun voneinander verabschieden müssen. Der Grund ist ein guter: Dominique wird von einem stationären Aufenthalt zu ambulanten Behandlungen übergehen. Sie schaut voller Zuversicht in ihre Zukunft – heute Vormittag hat sie den Vertrag für ihre neue Wohnung erhalten. Nachdenklich wirft sie zum Schluss aber noch einen Blick zurück in ihre Vergangenheit: Um sich in einem dunklen Moment auf Schönes und Wesentliches zu besinnen, werde sie sich eine Schachtel zulegen mit den Kontaktangaben ihrer engsten Vertrauten, einem schönen Brief an sich selbst und – dem Barry-Schlüsselanhänger, den sie von Koni bekommen hat, in Erinnerung an Xénia und in der Hoffnung, eines Tages einen eigenen Hund haben zu können.

image

Über Suizidgedanken sprechen:
www.reden-kann-retten.ch

Könnte Sie auch interessieren

preview image for next content

Barry News 04/2021

Barry News 04/2021: Ein Tag mit unseren Bernhardinern

Helfen Sie uns mit Ihrer Spende

Fb Spenden

Spende

Fb Spenden Patenschaften

Hunde-Patenschaft

Fb Spenden Stiftungen

Themen-Patenschaft

Fb Spenden Legate

Erbschaften und Legate

Fb Spenden Unternehmen

Unternehmen

Spenden Sie jetzt