Um unsere Hunde in perfekter Pose oder beim Herumtollen in den Alpen im Bild festzuhalten, muss der Fotograf technisch ähnlich versiert sein wie ein Maler. Das Wesen der Bernhardiner in ihrem Blick und ihren edlen Bewegungen treff end einzufangen, erweist sich als grosse Herausforderung. Es braucht nicht nur die optimale Bildkomposition und das richtige Licht. Der Fotograf muss sich auch möglichst unauffällig positionieren, um die Hunde nicht zu erschrecken. Ausserdem muss er eine Verbindung zu den Tieren herstellen. Danach gilt es natürlich, im richtigen Moment abzudrücken, damit ein Bild entsteht, das den Betrachter in seinen Bann zieht. Das Ganze wird noch schwieriger, wenn mehrere Hunde zusammen in Szene gesetzt werden müssen.
Früh übt sich, wer ein Topmodel werden will. Unsere TierpflegerInnen verbringen viele Stunden im Welpengehege, um mit dem Hundenachwuchs zu spielen. Ab und zu versuchen sie sich auch darin, die Welpen zu fotografieren. In den ersten Wochen sind diese extrem neugierig. Sie knabbern die Kamera und den bäuchlings im Gras liegenden Fotografen an und tollen wild herum … nun ist es am Fotokünstler, im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken. Für die Kleinen ist es eine ausgezeichnete Lernerfahrung: Sie machen sich mit der Kamera und dem dunklen Objektiv vertraut und begreifen schnell, dass von diesem seltsamen Gerät keine Gefahr ausgeht.
Erziehung
Mit der Zeit beginnen die von Natur aus fotogenen Hunde, regelrecht eine Pose einzunehmen. „Es ist alles eine Frage der Erziehung. Zu den grundlegenden Kommandos gehören ‚Sitz‘ und ‚Bleib‘“, erklärt Déborah Dini, Tierpflegerin in der Zuchtstätte der Stiftung. Sobald sie diese Befehle beherrschen, kann man damit beginnen, sie auf Spaziergängen, Wanderungen und später im Hochgebirge zu fotografieren. „Ich lenke ihre Aufmerksamkeit ganz einfach auf mich und fordere sie auf, sich auf meinen nächsten Befehl zu konzentrieren“, erzählt Alexandra Piatti, Tierpflegerin mit Erfahrung in fotografischen Inszenierungen. Genau in diesem Moment muss man abdrücken – wenn der Hund seine ganze Aufmerksamkeit auf eine Person richtet. Auch mit quietschendem Hundespielzeug oder leisem Rufen kann man die Aufmerksamkeit des Hundes auf einen bestimmten Punkt lenken, was dem Foto mehr Dynamik verleiht. Für schöne Hundefotos braucht es also echte Teamarbeit! „Ich setze hauptsächlich auf nonverbale Kommunikation. Dabei vermittle ich den Hunden klar, was ich von ihnen erwarte, zeige ihnen aber auch, dass ich mich freue, wenn die Übung gelingt. Vor allem lasse ich die Hunde während einer laufenden Übung aber nie im Unklaren darüber, was ich von ihnen will“, betont Alexandra, die nicht all ihre Tricks, um die Hunde perfekt in Szene zu setzen, preisgibt.
Grenzen
Die Hunde gewöhnen sich rasch an all die seltsamen Gerätschaften bei den Fotoshootings – diese gehen natürlich immer ohne Blitz vonstatten. „Manchmal wirkt eine noch unbekannte Kamera auf dem Stativ für die Tiere suspekt. In diesem Fall führe ich den Hund heran, sodass er die Kamera aus nächster Nähe begutachten kann. Ab dem Moment läuft dann alles glatt“, erklärt Alexandra. Übrigens dauern die Fotoshootings nie sehr lange. Die Hunde werden immer nur kurz gefordert, denn sonst werden sie unkonzentriert und beginnen sich zu langweilen. Natürlich werden sie für ihren Einsatz immer grosszügig mit ihren Lieblingsleckerlis belohnt.
Ganz anders sieht es dagegen aus, wenn Hobbyfotografen die Hunde mit ihren Mobiltelefonen fotografieren wollen. Oft kommen die Gäste mit dem Smartphone in der Hand ohne Vorwarnung viel zu schnell und zu nah an die Hunde heran, was den Tieren unangenehm ist. Wer sich ein Selfie mit einem unserer Bernhardiner erhofft, sollte es besser bleiben lassen. Der Hund versteht nicht, dass der Mensch sich Kopf an Kopf mit ihm positioniert, um mit dem Smartphone ein Foto zu machen. Für ihn wirkt dieses Verhalten konfliktträchtig. „Aus Respekt vor dem Menschen wendet der Hund sich ab oder leckt den Menschen – als Zeichen der Besänftigung, die ihm dringend nötig erscheint – kräftig ab“, erklärt Alexandra. Letztendlich entscheidet also immer der Hund, ob er fotografiert werden will oder nicht.