Die Stiftung besitzt eine Zucht mit etwa dreissig Bernhardinern. Die zehn Tiere, die tagsüber im Barryland besucht werden können, verlassen das Museum um 18.00 Uhr und kehren wieder zur Zuchtstätte zurück. Es ist fast so, als kämen sie abends von der Arbeit nach Hause, wo sie auf den Rest der Familie treffen, die ihrerseits den Tag anders verbracht hat. Nach einem guten Abendessen gehen die Bernhardiner in ihre Boxen, wo sie für die Nacht zur Ruhe kommen können. Die Tierpfleger/-innen machen gegen 18.30 Uhr noch einen letzten Kontrollgang und vergewissern sich, dass es allen gut geht, bevor auch sie nach Hause gehen. Durch strategisch platzierte Kameras können wir die Hunde aus der Ferne natürlich weiter überwachen. Wenn es Abend wird, legt sich nach und nach die Dunkelheit über die Zuchtstätte. Das verspielte Treiben des Tages weicht der Ruhe und einem gelegentlichen Schnarchen aus tiefster Entspannung.
Das Leben in der Zuchtstätte
In der Nacht kuscheln sich manche Hunde gerne aneinander. Sie werden so untergebracht, dass die Stimmung zwischen ihnen gut und entspannt ist. „Zum Beispiel vergesellschaften wir noch stürmische Junghunde gerne mit vorbildlichen und geduldigen Hündinnen, wie Syrah, Rangoon, Replay oder Roxy, um nur ein paar zu nennen“, erklärt Alexandra Piatti, Tierpflegerin in der Stiftung. Um ein solches Gleichgewicht innerhalb des Rudels zu erreichen, muss das Verhalten aller Rudelmitglieder genau beobachtet werden – auch dann, wenn keine Menschen vor Ort sind.
Wenn der Morgen erwacht und die ersten Sonnenstrahlen die Zuchtstätte erhellen, treffen um 7.30 Uhr auch die ersten Tierpfleger/-innen ein. Dank sorgfältiger Planung ist an jedem Tag des Jahres jemand von ihnen vor Ort. Während sich manche unserer Bernhardiner noch verschlafen strecken, begrüssen andere die Menschen ganz begeistert, bevor sie mit Vollgas in den neuen Tag starten. Um 8.00 Uhr brechen einige Hunde ins Barryland auf (hierfür werden immer andere Hunde ausgewählt), wo sie ihr Frühstück bekommen, während für die anderen später am Tag Aktivitäten geplant sind. Aber auch die Bernhardiner, die in der Zuchtstätte zurückbleiben, müssen ihr Futter nicht erjagen: Sie hören in einem anderen Raum bereits das nahezu magische Klappern der Näpfe und das Rascheln der Trockenfuttertüten, das ihnen das Wasser im Maul zusammenlaufen lässt. Gegen 8.30 Uhr steht dann der erste wichtige Termin des Tages an: Frühstück für alle!
Der Tag in der Zuchtstätte fängt gut an! Da die Hunde tagsüber unter intensiver Beobachtung stehen, ist dies die Zeit, in der die Tierpfleger/-innen in den Aussenanlagen interessante Gruppen zusammenstellen, damit jeder Bernhardiner die Möglichkeit hat, sich mit anderen in unterschiedlichen Dynamiken zu messen. Für unser Rudel sind diese Stunden besonders wichtig. Die Bernhardiner verbringen gemeinsam Zeit im Gehege, teilen sich gemeinsame Bereiche, in denen sie lernen, miteinander zu interagieren. Die Hierarchie und die Gruppendynamik entwickeln sich dabei ganz von selbst. Die Rudelführer setzen sich auf natürliche Weise durch und bewahren die Ordnung innerhalb des Rudels.
Und welche Rolle spielt der Mensch?
Unsere Bernhardinerhunde haben gelernt, sich einen Platz innerhalb eines Rudels zu sichern. Dieses Leben in der Gruppe gibt ihnen Sicherheit und einen stabilen Rahmen, in dem sie aufblühen können. Unsere Welpen orientieren sich schon von klein auf an ihren Artgenossen und wachsen so in das Rudel hinein. Daher ist es für sie eine zusätzliche Herausforderung, zu lernen, eine Bindung zum Menschen aufzubauen, ohne ihr Rudel zu verlassen. Ein Hund, der alleine in einer Familie lebt, hat sein Rudel verlassen und muss diese Doppelbelastung nicht bewältigen. „Die Auswahl unserer Bernhardinerhunde erfolgt nach dem Rassestandard, aber auch nach ihrem Charakter, der fest und stark sein soll“, erklärt Manuel Gaillard, der Zuchtleiter der Fondation Barry, der stets um das Wohlbefinden der Hunde bemüht ist. Wenn die Hunde mit der Zeit und mit fortschreitendem Alter zeigen, dass sie sich aus dem Rudel zurückziehen wollen, dürfen sie in liebevolle Familien umziehen.
Dog dance
Um die Bindung zwischen den Barrys und den Tierpfleger/- innen zu stärken, gestalten diese den Alltag der Hunde mit verschiedenen Spielen und Übungen. Neben der Nasenarbeit und Mobility zählt jetzt auch Dog Dance zu den Aktivitäten für die Hunde. Dabei handelt es sich um einen Hundesport aus England, der am besten mit rhythmischer Obedience umschrieben werden kann. Mensch und Hund bilden eine Einheit und präsentieren eine Choreografie zu einem Musikstück. Dabei kommt es vor allem auf eine harmonische und nuancierte Kommunikation des Mensch-Hund-Teams an. Die Bernhardiner drehen sich im Kreis, bewegen sich Rückwärts, Laufen im Slalom durch die Beine oder verbeugen sich – alles im Takt der Musik. Dabei werden sie körperlich und mental gefordert. „Natürlich machen wir mit ihnen nur Übungen, die für die Rasse geeignet sind“, betont Manuel Gaillard.
Cécile Loye, Tierpflegerin bei der Fondation Barry, brachte sich diesen Sport seit 2009 selbst bei und hat bereits mehrere Kollegen mit ihrer Leidenschaft angesteckt. Dog Dance ist nicht nur eine Möglichkeit für Tierpflegerinnen, eine noch engere Beziehung zu den Bernhardinern aufzubauen, sondern auch eine echte Attraktion, wenn die Dog Dancer bei unseren öffentlichen Veranstaltungen, wie unseren Spender-Apéros, ihr Können präsentieren. Die Stiftung unterstützte daher kürzlich die Weiterbildung der Tierpflegerinnen und Tierpfleger bei Dogdance Suisse Romande in Leytron, damit sie ihre Fähigkeiten weiterentwickeln können.