Bereits im Spätherbst beginnen unsere Hunde zu haaren. „Beim Bürsten wird deutlich, dass sie ihr Sommerfell verlieren, um sich auf den Winter vorzubereiten“, sagt Anne, Tierpflegerin in der Zuchtstätte der Stiftung. Ihr Fell schützt sie vor Regen und Kälte, zumal es im Winter dicker und dichter wird. Das sogenannte Deckhaar ist bei jeder Witterung wasserundurchlässig und die dicke Unterwolle isoliert hervorragend gegen Kälte. Der Kurzhaar-Bernhardiner verfügt über dichtes, glattes, anliegendes und raues Deckhaar. Der Langhaar-Bernhardiner hat gerades, mittellanges Deckhaar.
Raffinierte Ballen
Bernhardiner frieren auch nicht an den Pfoten, da sie anscheinend Wärmetauscher in ihren Ballen haben. Laut Dr. Hiroyoshi Ninomiya von der Yamazaki-Gakuen-Universität (Tokio) und seinen Ergebnissen, die in der Zeitschrift „Veterinary Dermatology“ veröffentlicht wurden, ist das Blut, das im Körper des Hundes aufsteigt, immer warm, und das funktioniert bis zu einer Aussentemperatur von -35 Grad. Anhand von Untersuchungen mit dem Elektronenmikroskop an verschiedenen Rassen konnte er ein Erwärmungssystem an den Pfoten nachweisen, das durch eine besondere Struktur der Blutgefässe entsteht.
Das Einzige, was uns im Winter betreffend unsere Hunde Sorgen machen sollte, ist daher das Salz auf den Strassen. Dieses greift die Ballen an und kann sie verletzen. Es neigt dazu, unter die Epidermis, zwischen die Zehen und die Haare zu gelangen und so das Gewebe an den Pfoten zu reizen. „Wir kontrollieren die Pfoten regelmässig und meiden wenn möglich gesalzene Strassen“, sagt Anne.
Winterfreuden
Die von der Fondation Barry für die Öffentlichkeit angebotenen Winterspaziergänge finden auf Voranmeldung im märchenhaften Champex-Lac statt. Im Schnee ziehen unsere Hunde einen Schlitten, auf dem ein Kind Platz nehmen kann, die anderen Familienmitglieder begleiten den Spaziergang zu Fuss. Das Training für solche Ausflüge beginnt im Erwachsenenalter der Tiere. „Zuerst wird ihnen das Geschirr angelegt, dann ziehen sie zuerst einen Wagen auf Rädern, um die Kraft genau zu bemessen, bevor es in den Schnee geht“, erklärt Anne. Der Bernhardiner ist ein starker und robuster Hund, was ihm die Zugarbeit erleichtert, er zieht jedoch nicht mehr als ein Kind auf einmal.
Zurück in der Zuchtstätte
Die Hunde der Fondation Barry schlafen nicht draussen an der Kälte, sie sind sich gewohnt, in den grossen Boxen auszuruhen, und haben dort Körbe, Matratzen, Gummimatten und Decken, damit sie nicht auf dem Boden und fern von Feuchtigkeit schlafen können. Wenn es Zeit für den Mittagsschlaf oder Feierabend ist, sind sie der Witterung nicht mehr ausgesetzt.
Im Winter hält die Zuchtstätte eine konstante Temperatur zwischen 10 und 15 Grad. Strahlungsplatten verteilen die Wärme gleichmässig von der Decke aus. Die Funktionsweise ist dem Sonnenprinzip nachempfunden und vermittelt ein natürliches Komfortgefühl. Lebewesen geben viel Feuchtigkeit ab, dem wird mit dem Belüftungssystem entgegengewirkt. Auf der einen Seite wird temperierte Frischluft in die Zuchtstätte geführt, auf der anderen Seite wird die Luft angesaugt und nach aussen geblasen. Mit diesem System haben wir das ganze Jahr über einen ständigen Luftaustausch im Gebäude. Die Luftqualität ist so viel gesünder. Die Hundeboxen sind auch mit Falltüren ausgestattet, die es den Bernhardinern ermöglichen, auf Wunsch in einen kleinen Hof zu gelangen.
Carpe Diem
Mitten im Winter denkt man schon gerne an die wärmende Sommersonne, doch diese bringt andere Unwägbarkeiten mit sich. „Wenn die Hunde zum Beispiel auf dem Grossen Sankt-Bernhard-Pass sind, müssen die exponierten Hautpartien mit Sonnencreme eingecremt werden, da die Sonne zu stark scheint“, erklärt Anne. Und ganz zu schweigen von der Hitzschlaggefahr für diejenigen, die sich im Flachland aufhalten… „Dort gehen sie nur frühmorgens, wenn es noch kühl ist, und am späten Nachmittag spazieren“, resümiert Anne. Jede Jahreszeit hat ihre eigenen Herausforderungen! Geniessen wir also den jetzigen Moment.